Angesichts der hohen Taktung neuer Trends und Tools in der KI-Landschaft ist es wenig verwunderlich, dass Behördenmitarbeitende mit Zurückhaltung auf das Thema Künstliche Intelligenz reagieren. Der KI-Markt kann überwältigend sein, die Digitalisierung der Verwaltung insgesamt ist sowieso schon ein schwieriger Prozess und hinzu kommt das Fehlen klarer Regeln und Standards für die zulässige Anwendung von Künstlicher Intelligenz im Verwaltungsalltag.

Laut aktuellem „Zukunftsradar digitale Kommune“ setzen gerade mal 8 Prozent der Kommunen bereits auf KI oder automatisierte Systeme in ihrer Verwaltung.

Dem öffentlichen Sektor fehlt eine KI-Strategie

Aus einer aktuellen Studie von Sopra Steria geht hervor, dass 43 Prozent der befragten Unternehmen und Behörden bislang keine speziellen KI-Regelwerke und Richtlinien festgelegt haben. Gerade mal neun Prozent verfügten über schriftlich festgelegte Leitlinien für den KI-Einsatz. 

Es ist dringend geboten, dass Mitarbeitende in Verwaltungen eine Orientierung im Umgang mit KI erhalten. Denn die Öffentlichkeit nimmt die Technologie sehr schnell auf: Allein ChatGPT hat seit seinem Start im November 2022 im Schnitt 180 Millionen monatlich aktive Nutzer*innen gewonnen. Um mit den Bürger*innen Schritt zu halten, brauchen die Menschen in öffentlichen Verwaltungen also vor allem eins: digitale Fähigkeiten.

Infografik zu KI und Ethik. Es geht um Maßnahmen für den verantwortungsvollen Einsatz von Künstlicher Intelligenz – Quelle: https://research.faz-bm.de/publikationen/soprasteria/managementkompass-survey-good-company/ // Weiterer Text über ots und www.presseportal.de/nr/50272 / Die Verwendung dieses Bildes für redaktionelle Zwecke ist unter Beachtung aller mitgeteilten Nutzungsbedingungen zulässig und dann auch honorarfrei. Veröffentlichung ausschließlich mit Bildrechte-Hinweis. (Foto: Sopra Steria SE/PER Agency)

Den Anschluss behalten: Innovation im öffentlichen Sektor

Es ist wichtig, dass sich Mitarbeitende in Behörden mit KI-Tools vertraut machen, damit der öffentliche Sektor bei der Einführung innovativer Technologien den Anschluss behält.  

Nur: Wie können wir die Kluft zwischen der Geschwindigkeit, mit der die Technologie von der Öffentlichkeit angenommen wird, und der Geschwindigkeit, mit der die Verwaltung darauf reagiert, überbrücken? Wie können wir sicherstellen, dass die Überforderung durch all die Möglichkeiten die Einführung nicht verhindert?

Indem wir uns auf das konzentrieren, was die öffentliche Hand am ehesten für die Menschen verbessern kann.

Während in Deutschland die ausgearbeitete Datenstrategie der Bundesregierung, also die technischen und rechtlichen Rahmenbedingungen für den angestrebten Einsatz von KI-Anwendungen in der Verwaltung für 2025 erwartet wird, wartet die Weiterentwicklung der KI-Tools nicht, sondern schreitet stetig voran. 

Und anderswo? Kürzlich veröffentlichte die britische Regierung ein Informationspapier über Künstliche Intelligenz und hat damit einen ersten Schritt zur Regulierung von KI in Bezug auf Schlüsselprinzipien wie Sicherheit und Fairness unternommen. In den USA wird die Regulierung von KI vorerst auf der Ebene der einzelnen Bundesstaaten vorgenommen, und in Italien hat die Verwaltung ein Verbot des beliebten Chatbot-Tools ChatGPT erlassen.

Aber warum sollen nur Regierungen entscheiden – und nicht auch die Bürger*innen selbst ein Mitspracherecht bekommen, wenn es um die Regulierung von Künstlicher Intelligenz geht? Interessanterweise haben große Namen der GovTech-Szene und der partizipativen Demokratie genau das gefordert: Menschen sollten global beteiligt sein, zu entscheiden, wie KI zu regieren ist.

Es ist unbestritten notwendig, klare Vorschriften zur Gewährleistung der Sicherheit und der Privatsphäre der Öffentlichkeit im Zuge der Entwicklung von KI zu haben. Trotzdem: Behördenmitarbeitende sollten die Anwendungsfälle von KI im öffentlichen Sektor nicht verpassen. Denn KI-Anwendungen könnten die Art und Weise beeinflussen und verändern, wie die Verwaltung mit den Bürger*innen interagiert und sie unterstützt. Im besten Fall können KI-Tools die Effizienz, die Effektivität und die Gesamtqualität der öffentlichen Dienste erheblich verbessern. 

Wie Künstliche Intelligenz Verwaltungen unterstützen kann

Im Idealfall sollten Technologieexpert*innen und Behördenmitarbeitende zusammenarbeiten, um die ganz konkreten Probleme zu identifizieren, mit denen die Verwaltung oder einzelne  Abteilungen konfrontiert sind. Dann ist es möglich, sich auf die spezifischen Tools zu konzentrieren, die dabei helfen, genau diese Hindernisse zu überwinden. 

Einige der offensichtlichsten Möglichkeiten, wie KI Verwaltungen helfen kann, sind:

  • Verbesserung der Effizienz: KI kann große Datenmengen sehr schnell verarbeiten. Damit lassen sich über die Plattform eingebrachte Beiträge der Bürger*innen leichter analysieren und klassifizieren.

    Unsere Auswertungen zeigen, dass Verwaltungsmitarbeitende, die die KI-Datenverarbeitung auf der Plattform von CitizenLab nutzen, 55% weniger Zeit mit der Analyse und Berichterstattung verbringen.
  • Der richtige Zeitpunkt für KI: Effizienz schon im Projektaufbau schaffen: Die Einführung von KI in der Aufbauphase von Beteiligungsprojekten kann den Prozess wesentlich einfacher, weil datengesteuerter machen.

    KI ist in der Lage, große Mengen früherer Beteiligungsdaten zu durchforsten, vergangene Initiativen zu verstehen und die wirkungsvollsten Strategien zu erkennen. Auf der Grundlage dieses Wissens kann KI die Beteiligungsstrategie prognostizieren, die mit hoher Wahrscheinlichkeit am effektivsten sein wird.
  • Effiziente Unterstützung der Live-Moderation: KI kann ein nützliches Hilfsmittel für die Live-Moderation bei Beteiligungsinitiativen sein, da die Technologie den Prozess rationalisiert und einen respektvollen, konstruktiven Community-Dialog gewährleistet. Die Fähigkeit der Technologie, Kontext und Stimmung von Kommentaren schnell zu analysieren und stimmige und respektvolle Antworten in Echtzeit zu formulieren, ist von unschätzbarem Wert.

    KI kann dazu beitragen, dass Antworten nicht nur schnell, sondern auch angemessen und einfühlsam ausfallen – ein entscheidender Faktor für die Aufrechterhaltung eines positiven Umfelds selbst bei hitzigen Diskussionen.
  • Verbesserung im Bereich der Inklusivität: Die allgegenwärtige Sorge, dass Technologie mehr Trennung als Verbindung schafft, ist nicht unbegründet. Und dennoch sollte das  Potenzial der Technologie nicht ignoriert werden.

    Mit richtig eingesetzten KI-Tools können kommunale Mitarbeitende mehr Menschen in ihrer Bevölkerung erreichen und mehr positive Wirkung erzielen, bspw. durch Bürger*innenbeteiligung. Auch hinsichtlicher der Kommunikation schafft generative KI neue Möglichkeiten – z.B. in dem sie, einfache Sprache schaffen kann.

    Bei CitizenLab stellen Verwaltungsmitarbeitende, die die Bürger*innenbeteiligung ihrer Stadt oder Kommune leiten, eine durchschnittlich 12-fache Steigerung der Partizipation der Menschen fest, sogar in Bezug auf unterrepräsentierte Gruppen.

    Tatsächlich beteiligen sich im Durchschnitt 30.000 Bürger*innen monatlich an Projekten auf CitizenLab-Plattformen. Da mit Online-Beteiligung vor allem die Menschen erreicht werden, die sich ohnehin im digitalen Raum aufhalten und „analoge“ Hindernisse für Beteiligung hier keine Rolle spielen –  z.B. unterschiedliche Arbeitszeiten und Transportmöglichkeiten oder -kosten – kann die Verwaltung mit Hilfe von KI-Technologie ihre Beteiligung inklusiver machen. 
  • Verbesserung von Gerechtigkeit und Reaktionsfähigkeit: KI-Tools können Behördenmitarbeitende nicht nur dabei unterstützen, mehr Menschen zu erreichen, sondern sie können auch helfen, einen Anteil der Subjektivität und Voreingenommenheit zu beseitigen, die die Entscheidungsfindung beeinträchtigen können.

    Wir bei CitizenLab sind uns bewusst, dass Technologien inklusiv entwickelt werden müssen. In der Realität ist es aber so, dass von Menschen erstellte Inhalte eine gewisse Voreingenommenheit aufweisen können.

Das Potenzial von KI-Tools ist weitreichend. Wir beobachten in unserer internationalen Community, dass Verwaltungen innovativ sind, indem sie Chatbots für den Kundenservice, vertrauenswürdige vorausschauende Analysen für die Planung der öffentlichen Sicherheit, Machine Learning für die Ressourcenzuweisung und vieles mehr einsetzen. 

KI im öffentlichen Sektor braucht Ethik und Transparenz

Wir befinden uns in einer Zeit des digitalen Umbruchs. Aus der Arbeitswelt wird Künstliche Intelligenz bald nicht mehr wegzudenken sein, auch nicht in der Verwaltung. Wichtig ist es, ethische Leitlinien zu gestalten.

Insbesondere im öffentlichen Sektor sollte stets deutlich sein, dass die emotionale, menschliche Bindung und die Werte, die die Interaktion mit Bürger*innen prägen, weiterhin gewahrt werden müssen. Die Stadt Wien legt hier mit ihrem KI-Kompass für Bedienstete vor und hat wesentliche Grundsätze für den dienstlichen Gebrauch von KI formuliert.

Technologie sollte die Verwaltungsarbeit unterstützen und vereinfachen, jedoch nicht ersetzen. Wir müssen uns auch mit den zunehmenden ethischen und datenschutzrechtlichen Bedenken auseinandersetzen, insbesondere in Bezug auf die Datenqualität und die Verzerrungen, die beim Trainieren von KI derzeit allgegenwärtig sind.

Es gibt zahlreiche Methoden, um den aktuellen Stand der Dinge im Blick zu behalten. Um die Qualität der Daten zu gewährleisten, ist es ratsam, KI-Modelle kontinuierlich mit präzisen, repräsentativen und verzerrungsfreien Daten zu trainieren. Dies trägt dazu bei, Ungenauigkeiten und fehlerhafte Ergebnisse zu vermeiden. Der öffentliche Sektor sollte KI-Modellen mit transparenter Entwicklung den Vorzug zu geben. In Behörden sind die Risiken, die mit ungenauen Daten verbunden sind, erheblich. Die Verwendung von KI-Modellen, die transparent entwickelt werden, z.B. solche, die Open Source sind, kann den Beteiligten helfen, die Fähigkeiten eines Systems besser zu verstehen, das Vertrauen zu fördern und die Rechenschaftspflicht für zügige Verbesserungen zu stärken.

Schließlich sollten Sie die Daten überwachen und pflegen. Künstliche Intelligenz ist dazu da, die Analyse von Beiträgen zu unterstützen und nicht, sie zu ersetzen. Behördenmitarbeitende sollten fähig und geschult sein, Empfehlungen, die ein KI-Tool ihnen gibt, zu prüfen und letztlich immer noch selbst entscheiden, ob die Ergebnisse für den entsprechenden Kontext richtig sind oder nicht.I Bei Bedarf sollten Anpassungen vorgenommen werden. KI-Ergebnisse können mit anderen Methoden, wie z.B. Sekundärforschung oder Konsultationen abgeglichen werden. 

Digitalisierung von Verwaltung und Beteiligung mit KI-Innovationen

Während sich Künstliche Intelligenz minütlich weiterentwickelt, sollten Verwaltungen nicht warten, bis sie diese Tools bei ihrer Arbeit einsetzen. Anstatt sich von der schieren Anzahl der heute verfügbaren Tools einschüchtern zu lassen, sollten Verwaltungsmitarbeitende stattdessen sorgfältig ihre Herausforderungen identifizieren und nach Werkzeugen suchen, die speziell auf die Lösung ihrer individuellen Herausforderungen zugeschnitten sind. Langsam und stetig, beginnend mit einem Tool, können sie die Tür zu echter Innovation öffnen, die ihre eigene Effizienz und die Dienstleistungen, die ihre Bürger*innen als Ergebnis erfahren und verbessert. 

In Kürze bringen wir einen ausführlichen Leitfaden zum Thema KI in der Bürger*innenbeteiligung heraus. Abonnieren Sie doch unseren Newsletter, dann erfahren Sie als erstes, wenn der Guide kostenlos zur Verfügung steht!