Wenn Kommunalverwaltungen umfassende Mobilitätsplanungen in Angriff nehmen, haben sie auch die wichtige Aufgabe, die Infrastruktur für Radfahrer:innen und Fußgänger:innen auszubauen und zu verbessern. Damit diese Mobilitätsformen gestärkt werden, müssen Städte und Kommunen dafür sorgen, dass die Fahrrad- und Fußgängerinfrastruktur sicher, umfangreich und komfortabel ist.  

Die Wichtigkeit der Planung für sichere Mobilitätsoptionen

Wenn man bedenkt, wie sehr Mobilität zum gleichberechtigten Zugang zu Dienstleistungen und anderen wichtigen Bereichen des Alltags beiträgt, sich aber auch auf den Klimawandel auswirkt und die allgemeine Gesundheit und das Wohlbefinden beeinträchtigt, überrascht es nicht, dass die Städte zunehmend in den Mobilitätsbereich investieren. Von Fahrradwegen und -parkplätzen bis hin zu Bordsteinverbreiterungen, Tempolimits und gemeinsam nutzbaren Wegen gibt es viele Verbesserungsmöglichkeiten. Es ist dringend notwendig, mit der Umsetzung solcher Veränderungen zu beginnen und eine Mobilität zu schaffen, von der alle Verkehrsteilnehmenden profitieren können und die für alle sicher ist. Allein in Deutschland starben im Jahr 2020 laut Statistischem Bundesamt 376 Fußgänger:innen und 426 Radfahrer:innen bei Verkehrsunfällen. Die tödlichen Radfahrunfälle sind im Vergleich zum Jahr 2010 sogar gestiegen – um über 16 Prozent. Die Zahl der verletzten Radfahrer:innen lag zuletzt bei jährlich 91.800. Wie auch in Deutschland hat man sich in Österreich das Ziel ‘Vision Zero’ gesetzt. 

‘Vision Zero’ – das bedeutet null Tote im Straßenverkehr. Bis 2030 soll die Zahl der Verkehrstoten um 40 Prozent sinken, zugleich sollen weniger Menschen bei Unfällen schwer verletzt werden.

Verkehrssicherheitsprogramm, BMVI

Aber wie kann Ihre Stadt bei so vielen Möglichkeiten, die Verkehrssicherheit für Radfahrer:innen und Fußgänger:innen zu erhöhen, Prioritäten setzen? Welche Maßnahmen sollen Sie ergreifen und was sollte zuerst finanzieren werden? Wie soll entschieden werden, was am nötigsten und wirkungsvollsten ist? Unsere Antwort: Arbeiten Sie mit ihren Bürger:innen zusammen und finden es heraus. Bürgerbeteiligung ist das ideale Werkzeug!  

Bürgerbeteiligung für sichere Mobilitätslösungen

Bei der Erstellung des Mobilitätsplans für Ihre Stadt stehen so viele Optionen zur Auswahl, dass es zunächst wichtig ist, die Probleme zu verstehen, mit denen Ihre Einwohner:innen konfrontiert sind. Besteht ein Bedarf an mehr Gehwegen, einer besseren Anbindung von Haltestellen des Öffentlichen Nahverkehrs, von Wanderwegen oder etwas anderem? Und an welchen Punkten in der Stadt ist dies am dringendsten? Gibt es beispielsweise besonders unsichere Kreuzungen, die dringend erneuert werden müssen?

Der beste Weg, um ein Gespür für die Probleme und potenziellen Lösungen zu bekommen, ist die Einbindung der Gemeinschaft – schließlich sind es die Einwohner:innen Ihrer Stadt oder Kommune, die täglich mit diesen Mobilitätsproblemen zu tun haben. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass sie gute Ideen und innovative Lösungsvorschläge haben, von denen alle etwas haben. Einige der am häufigsten von den Gemeinden vorgeschlagenen Lösungen für Verkehrssicherheit könnten sein: 

  1. Verbesserung der Fahrrad- und Fußgängerinfrastruktur in der Nähe von Bahnhöfen und Haltestellen, wobei zu berücksichtigen ist, dass die Nutzer:innen des öffentlichen Nahverkehrs einen Teil ihrer Strecke auch zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegen.  
  2. Schaffung eines sicheren Umfelds für Fußgänger:innen, z.B. durch gute Beleuchtung, Abtrennung zwischen Verkehr und Gehwegen, Schaffung barrierefreier Zugänge (Bordsteinabsenkungen) oder Erreichbarkeit von Notrufsäulen – um nur einige der vielen Möglichkeiten zu nennen, wie die Infrastruktur von Fußwegen verbessert werden kann. 
  3. Tempolimits in verkehrsreichen Gebieten – so wird ein sicherer Raum geschaffen, der zum Gehen und Radfahren anregt.
  4. Investieren Sie in „Straßen für Alle“ (im Amerikanischen: Complete-Streets), indem Sie Verkehrssysteme entwerfen und instand halten, die alle Verkehrsteilnehmenden aller Altersgruppen und Fähigkeiten berücksichtigen – PKW-Fahrer:innen, Radfahrer:innen, Fußgänger:innen und Fahrgäste des öffentlichen Nahverkehrs – das ist der Goldstandard.

Straßen für Alle erleichtern das Überqueren der Straße, den Fußweg zu Geschäften, Arbeitsplätzen und Schulen, den Weg zur Arbeit mit dem Rad und die Fortbewegung mit Hilfsmitteln. Sie sorgen dafür, dass die Busse pünktlich fahren und dass die Menschen sicher zu Fuß gehen oder sich aktiv zu und von den Bahnhöfen bewegen können. Das Schaffen von Straßen für Alle bedeutet, dass die Verkehrsbehörden ihre Herangehensweise an kommunale Straßen ändern müssen. Durch die Annahme einer Politik für Straßen für Alle weisen die Gemeinden ihre Verkehrsplaner:innen und Ingenieur:innen an, die gesamte Fahrbahn routinemäßig so zu gestalten und zu betreiben, dass sicherere, langsamere Geschwindigkeiten Vorrang vor hohen Geschwindigkeiten für Kraftfahrzeuge haben. Das bedeutet, dass jedes Verkehrsprojekt das Straßennetz besser und sicherer macht für alle Verkehrsteilnehmenden – und damit Ihre Stadt lebenswerter machen. 

Das Konzept Straßen für Alle – vorgelegt von Smart Growth America

Wie man die Gemeinschaft in sichere Mobilitätsoptionen einbindet 


Wenn Sie bereit sind, mit Ihren Bürger:innen zusammenzuarbeiten, um Mobilitätsprobleme zu identifizieren und gemeinsam Lösungen für eine Verkehrswende zu entwickeln, gibt es verschiedene Möglichkeiten vorzugehen. Sie könnten mit einer Umfrage beginnen, um die Bedürfnisse der Menschen in Ihrer Stadt besser zu verstehen, oder Sie könnten direkt mit der Kartierung von Problembereichen beginnen, um Ideen mithilfe einer Plattform für Bürgerbeteiligung wie CitizenLab zu visualisieren. Mit visuellen Mitteln hat auch die Region Wunsiedel i.F. gearbeitet, um von den Einwohner:innen Rückmeldungen zu Mobilitätsstationen zu erhalten, die in Planung sind. 

Ganz gleich, ob Sie Ihre Bürger:innen zu einem bestehenden Plan konsultieren oder mit ihnen bei der Erstellung eines neuen Plans zusammenarbeiten wollen – es kann gar nicht früh genug sein, die Gemeinschaft einzubeziehen. 

Lesen Sie mehr über Bürger:innenbeteiligung und Mobilität: