Ob in der pulsierenden Großstadt oder in der kleinen Gemeinde auf dem Land: überall, wo Menschen zusammenkommen, stellen sich unweigerlich Fragen zur Mobilität.

Von der Mobilitätsrealität hängt ab, wie wir uns fortbewegen und wie wir in Verbindung bleiben.
Die Infrastruktur einer Stadt – damit sind auch die Qualität der Straßen und öffentlichen Verkehrsmittel gemeint – ist sogar für 20 Prozent unserer Lebensqualität zuständig (siehe Index zu Globaler Lebensqualität von The  Economist). Beim Thema Mobilität geht es um mehr, als von einem Ort zum anderen zu gelangen – auch Effizienz, Sicherheit und Bequemlichkeit in unserem Alltag spielen eine wichtige Rolle. 

Weitergedacht wirft das gesamte Thema Mobilität aber unweigerlich Fragen auf. Was ist mit Faktoren wie Umweltverschmutzung, Inklusion und Zugänglichkeit? 

Wie kann eine Kommunalverwaltung also „Mobilität richtig machen“? Die Schwierigkeit dabei ist, dass die Definition von „richtig“ nicht so einfach ist, wie sie klingt. Denn unsere Gemeinschaften sind extrem unterschiedlich – und genauso sieht es mit ihren Bedürfnissen aus. Ein junger Mensch, der Arbeit, Kita und Supermarkt ansteuern muss, hat andere Mobilitätsbedürfnisse, als eine ältere Person, die regelmäßig ärztliche Behandlungen wahrnimmt, oder eine Rollstuhlfahrerin, die im Einkaufszentrum Verschiedenes erledigen muss. Menschen, die täglich ihr Rad nutzen, machen sich womöglich stark für sichere und gut angebundene Radwege, während für Frauen, Menschen mit Behinderungen oder LGBTQ+-Personen, die nachts nach Hause fahren, das Thema Sicherheit nochmal einen ganz anderen Stellenwert besitzen dürfte.
Und die großen Unterschieden zwischen Stadt und Land haben wir noch gar nicht angesprochen: Auf dem Land fährt der Bus oft nicht einmal pro Stunde. Viele Haushalte sind mindestens auf ein, manche sogar auf ein Zweit- oder Dritt-Auto angewiesen oder aber auf den zuverlässigen Ausbau des Schienennetzes – oder öffentlichen Nahverkehrs.

Die Mobilitätsbedürfnisse eines jeden Menschen unterscheiden sich. Die Kommunalverwaltungen haben die Aufgabe, die Bedürfnisse angemessen zu berücksichtigen und zu vertreten und sich gleichzeitig aktiv darum zu bemühen, auch die am stärksten marginalisierten Gemeinschaften zu erreichen.

Die Beteiligung von Bürger:innen kann helfen, all diese unterschiedlichen Mobilitätsanforderungen zu verstehen und unter einen Hut zu bekommen. Bürger und Bürgerinnen können den Kommunalverwaltungen mit Rat zur Seite stehen, damit Prioritäten in Sachen Mobilität richtig gesetzt werden. So kann gewährleistet werden, dass Mobilität für alle sicher und zugänglich ist.

Mobilität und Klimakrise

Bei ihrer Mobilitätsplanung stehen Kommunalverwaltungen vor einer weiteren Herausforderung: Die Folgen der Klimakrise. Sie machen es zwingend nötig, die Mobilität, wie wir sie kennen, radikal zu überdenken und nachhaltige, zukunftssichere Lösungen zu finden. Laut Statistischem Bundesamt ist der Verkehr in der EU für 26 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich.  

Bei der Konzeption und Umsetzung einer neuen Art von Mobilität, die intelligent, nachhaltig und für die Städte der Zukunft geeignet ist, werden die Kommunalverwaltungen eine entscheidende Rolle spielen. Die Frage ist nur, wie? Werden sie die Herrschaft der Autos beenden und das Auto aus der Stadt verbannen oder zumindest autofreie Zonen einrichten? Oder schaffen sie es, den öffentlichen Nahverkehr zu reformieren, die sog. Share-Mobility zu fördern oder in zusätzliche Rad- und Fußwege zu investieren? Auch hier kann die Co-Gestaltung und Einbeziehung der Bürger:innen Kommunalverwaltungen unterstützen, die Richtung und Zukunft der Mobilität zu bestimmen und entsprechende Prioritäten zu setzen.

Der Verkehr ist für rund 25 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Pkw und Motorräder haben darin den größten Anteil. Um sicherzustellen, dass unsere Städte lebenswert und widerstandsfähig bleiben, stehen Kommunalverwaltungen auf der ganzen Welt vor der großen Herausforderung, innovative und nachhaltige Mobilitätslösungen zu entwickeln.

Gemeindemitglieder sind Expert:innen für lebenswerte Städte 

Kolossale Herausforderungen wie die Klimakrise erfordern innovative und gemeinsam erarbeitete Lösungen. Die Einbeziehung der Bevölkerung ist eines der wirksamsten Instrumente, das  Kommunalverwaltungen zur Verfügung steht, um Prioritäten zu setzen und ein breites Spektrum von Meinungen einzuholen. Durch die Beteiligung ihrer Einwohner:innen in die Entwicklung lokaler Mobilitätspläne und -strategien machen sich Kommunalverwaltungen die kollektive Intelligenz der Gemeinschaft zunutze. Ihnen öffnet sich ein reicher Schatz an Wissen und Erfahrungen. Denn die Menschen, die an einem bestimmten Ort leben, arbeiten, pendeln, aufwachsen und älter werden, sind Expert:innen. Sie wissen, was funktioniert, was nicht funktioniert und wie nachhaltige Veränderungen erreicht werden können. Wenn Sie sich fragen, ob der öffentliche Nahverkehr sicher, sauber oder zuverlässig genug ist, ist es sinnvoll, diejenigen zu fragen, die jeden Tag mit Bus oder U-Bahn unterwegs sind. Und wenn Sie die Stadt barrierefreier machen wollen, ist es nur natürlich, diejenigen einzubeziehen, die sich mit einem Rollstuhl, einem Stock oder einem Kinderwagen durch sie manövrieren müssen. 

Ihnen steht eine Vielzahl von Methoden zur Verfügung, um Gespräche mit Ihren Bürger:innen voranzubringen. Ganz gleich, ob Sie eine Umfrage starten möchten, um die Meinung der Gemeinde zu erfahren, ob Sie Kartenmaterial nutzen wollen, um Standorte für eine Mobilitätserweiterung ausfindig zu machen oder einen Online-Workshop organisieren möchten, der den Dialog vertieft: Die Einbindung der Gemeinde kann dazu beitragen, den Weg nach vorne zu finden – gemeinsam.

Tatsächlich hilft die Bürger:innenbeteiligung den lokalen Behörden, Probleme und Engpässe zu erkennen (siehe das südliche Stadtzentrum von Stirling) und Prioritäten und Präferenzen zu definieren (vgl. dazu die Umgestaltung der Duke Street in Lancaster). Aber da hören die Vorteile nicht auf: Die Bewohner und Interessenvertreterinnen einzubeziehen fördert gegenseitiges Vertrauen. Sie schafft Akzeptanz für neue Mobilitätsentscheidungen und ermöglicht es den Kommunalverwaltungen, gemeinsam innovative und gerechte Mobilitätslösungen für bessere, lebenswertere Städte zu entwickeln. 

Gemeinsam Mobilitätspläne erstellen: mit Bürger:innenbeteiligung 

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