Es ist kaum zu glauben, dass wir jetzt schon 6 Jahre dabei sind! Wir sind wahnsinnig stolz auf alles, was wir bis hierhin erreicht haben: Über 300 Regierungen haben unsere Plattform genutzt, um die Menschen in ihren Gemeinschaften online zu beteiligen, unser Team ist von anfänglich drei auf über 40 Personen angewachsen und wir arbeiten statt in nur einem Land mittlerweile aus sechs! Und trotzdem haben wir noch so viele Pläne! Wir möchten unseren Impact noch mehr vergrößern und neue Beteiligungsmodelle entwickeln!
Als wir im späten 2015 begonnen haben, da war CitizenLab gerade mal eine Idee, oder eigentlich: ein Traum. Warum sollte die Beteiligung an öffentlichen Entscheidungen immer nur auf eine Handvoll Menschen beschränkt sein, die die Zeit und das (ehrenwerte) Engagement besitzen, bei einer Bürger:innenversammlung mitzumachen? Damals waren viele Kommunalverwaltungen noch nicht vom Wert der Bürger:innenbeteiligung überzeugt. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ein Bürgermeister einer Stadt uns sagte, dass er keine Bürgerbeteiligung durchführen wolle – es würde zu viel Zeit in Anspruch nehmen, persönlich auf alle Eingaben der Bürgerinnen und Bürger einzugehen. Glücklicherweise hat sich die Bürger:innenbeteiligung längst viel weiter entwickelt.

In den letzten Jahren habe ich beobachtet, wie die Regierungen ihre Überzeugungen aber auch ihre Arbeitsweise geändert haben. Bürgermeister:innen haben den Paradigmenwechsel von einer geschlossenen zu einer offenen Demokratie vollzogen: Sie sind sich zunehmend der Notwendigkeit einer integrativen und partizipativen Entscheidungsfindung bewusst, um ihre Politik zu legitimieren und das Vertrauen ihrer Gemeinden zu gewinnen. Wir müssen ihnen nicht mehr erklären, warum wir eine Bürger:innenbeteiligung durchführen sollten. Die brennende Frage für Regierungen lautet heute: Wie können wir den Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern online besser organisieren?
Seit Anfang 2020 hat die weltweite Corona-Krise die digitale Umstellung nur noch stärker beschleunigt. Eine Zeit des Wandels – sowohl für die Regierungen, mit denen wir zusammenarbeiten, als auch für unser Team bei CitizenLab. In den letzten anderthalb Jahren haben wir begonnen, in mehreren neuen Ländern zu arbeiten. Plötzlich konnten wir Regierungen auf der anderen Seite der Welt treffen und waren in der Lage, unsere Arbeit von überall aus zu erledigen. Tatsächlich ist unser Team auf über 40 Mitglieder aus 16 verschiedenen Ländern angewachsen. Es ist unglaublich befriedigend, mit einer so vielfältigen Gruppe an einer Aufgabe und einem Thema zu arbeiten, das uns alle verbindet: die Stärkung unserer Demokratien.

Was ich auf dem Weg gelernt habe
Ich habe so viel gelernt, seit ich vor sechs Jahren CitizenLab mitgegründet habe. Es ist zwar unmöglich, all diese Erkenntnisse hier unterzubringen, aber diese drei für mich wichtigsten möchte ich doch mit Ihnen teilen:
- Herausforderungen werden oft von Regierungen geteilt, nicht aber die Kommunikation. Eine französische Großstadt hat wahrscheinlich mehr Herausforderungen mit einer amerikanischen Großstadt gemeinsam als mit einer französischen Kleinstadt. Trotz der großen Ähnlichkeiten auf der ganzen Welt neigen unsere Regierungen dazu, nicht über ihre eigenen Grenzen hinauszuschauen. Dadurch können sie nur begrenzt von bewährten Verfahren und Erfahrungen anderer profitieren. Aus diesem Grund haben wir uns auf den Aufbau einer globalen Kund:innen-Community konzentriert. So können wir ganz ortsunabhängig Zusammenarbeit fördern und voneinander lernen.
- Städtische Mitarbeiter:innen haben einen unersättlichen Appetit zu lernen. Ich war immer wieder angenehm überrascht, wie talentiert die Mitarbeitenden des öffentlichen Sektors sind. Sie haben einen ausgeprägten Drang, der Öffentlichkeit zu dienen und sie lieben es, neue Inhalte und Tipps zu lernen, um zu wachsen. Bei CitizenLab versuchen wir, so offen wie möglich mit unserem Wissen umzugehen und dieses Fachwissen in thematischen Leitfäden zu bündeln. In Kürze werden wir auch eine spezielle Online-Akademie einrichten, um das Lernen über digitale Bürger:innenbeteiligung zu vertiefen.
- Wenig treibt eine Gruppe von Menschen so an, wie ein klares Ziel vor Augen. Ich schätze mich glücklich, dass wir eine so talentierte, internationale Gruppe von Kolleg:innen für unser Unternehmen gewinnen und halten konnten. Meine größte Erkenntnis war, dass es eine Sache gibt, die Menschen mehr als alles andere antreibt: ein starkes Ziel. Unser klarer Auftrag ist es, die öffentliche Entscheidungsfindung integrativer, partizipativer und reaktionsfähiger zu machen. Dies ist unser Kompass; wir nutzen ihn bei allem, was wir tun. Das Schöne an der Arbeit mit intrinsisch motivierten Kollegen und Kolleginnen ist, dass sie es unserer Organisation ermöglicht, autonom und dezentralisiert zu arbeiten, mit viel Raum für Initiative und Innovation.

Was die Zukunft von CitizenLab bereit hält
Ich freue mich sehr, Ihnen einige der wichtigsten Initiativen vorstellen zu können, an denen unsere Teams derzeit arbeiten. Rechnen Sie damit, dass diese in den kommenden 6-12 Monaten anlaufen werden:
- Unsere Beteiligungs-Akademie: Anfang nächsten Jahres werden wir ein E-Learning-Zentrum für Öffentlich Bedienstete einrichten. Wir haben festgestellt, dass es nicht immer ausreicht, die beste Software für Bürger:innenbeteiligung zur Verfügung zu haben. Wir brauchen auch die Öffentlich Bediensteten, mit denen wir zusammenarbeiten, um unsere Technologie optimal nutzen zu können. Unsere Akademie wird die besten Praxisbeispiele im Bereich der Partizipation von Bürger:innen auswählen und sie unserer Kundschaft auf eine interaktive Art und Weise vermitteln. Das Lernen soll unterhaltsam und greifbar sein. Mit einem besonderen Schwerpunkt auf der digitalen Beteiligung wollen wir die städtischen Mitarbeiter:innen im Umgang mit der Technik schulen und sie selbstbewusster machen, damit sie ihre Wirkung durch Beteiligung steigern können.
- Bessere Einblicke in die Gemeinschaft: Wir werden schrittweise ein neues Produktmodul einführen; bessere Zuhörinstrumente. Sie werden politischen Entscheidungsträger:innen dabei helfen, besser auf die sich ändernden Bedürfnisse ihrer Einwohnerschaft einzugehen. Wir planen, Bürger:innen-Feedback aus Datenquellen zu integrieren, die über Ihre CitizenLab-Plattform hinausgehen. So erhalten Sie ein ganzheitliches Bild davon, was Ihre Gemeinde über Ihre Pläne und Maßnahmen sagt, ohne dass Sie Stunden damit verbringen müssen, alle Informationen auf verschiedenen Websites zu durchforsten.
- Online Beratung: Wir wollen die Art und Weise, wie Beiträge erfasst und Dialoge gestaltet werden, stetig erneuern. Wir bei CitizenLab glauben fest an beratende Ansätze und haben uns von der jüngsten Welle von Bürger:innenversammlungen stark inspirieren lassen. Die Einführung von Online-Workshops war ein erster wichtiger Schritt in diese Richtung. Als Nächstes stehen neue Werkzeuge für Online-Beratungen an, und zwar durch die Entwicklung neuer Funktionen für Diskussionen (z. B. Argumentationsstruktur, Dokumentkommentare) und Abstimmungen (z. B. Abstimmungsskalen, Rangfolge).
- Marktplatz: Zu guter Letzt war unsere Umstellung auf Open Source zu Beginn dieses Jahres nur der erste Schritt von vielen, um zu einem offenen Innovationsmodell überzugehen. In den nächsten sechs Monaten werden wir unsere APIs erweitern und unseren Partnerinnen und Partnern ermöglichen, Add-ons für ihre CitizenLab-Plattform zu entwickeln. Dabei wird auch ein Marktplatz entstehen, auf dem alle diese Plattform-Extras für unsere Kundschaft verfügbar sein werden. Zu den am häufigsten nachgefragten Add-ons gehören Datenintegrationen mit den Tools, die Behörden bereits nutzen, wie z. B. ihre eigenen E-Mail-Systeme oder CRMs, sowie neue Kommunikationstools, wie z. B. für SMS- und Messaging-Apps.
Bleiben Sie also dran, wenn diese Initiativen veröffentlicht werden, und melden Sie sich, wenn Sie daran interessiert sind, sie mit uns mitzugestalten.
Auf die nächsten 6 Jahre!
Wietse & und das ganze CitizenLab Team