Die Palette der nötigen Maßnahmen in Sachen Umwelt- und Klimaschutz reicht in sämtliche gesellschaftliche Bereiche und damit auch in alle politischen Abteilungen und Handlungsfelder. Ganz gleich, ob es um ländliche Regionen oder urbane Zentren geht, um den globalen Süden, Nordamerika oder Mitteleuropa. Überall drängt die Zeit, Gegenmaßnahmen auf den Weg zu bringen, um die Auswirkungen der Klimakrise einzudämmen: In der Stadtentwicklung und Baubranche, im Mobilitätssektor und Abfallmanagement, in der Wasserwirtschaft, auf den Feldern, in den Wäldern, in der Luft. Das ist recht grob skizziert und auch noch global gemeint. Wie aber sehen Umweltschutz- und Klimaprojekte lokal ganz konkret aus? 

Hier zeigen wir, wie einige Kommunalverwaltungen aus dem CitizenLab-Netzwerk Klimapolitik in Kooperation mit den Bürger:innen gestalten und was sie alles auf den Weg bringen! 

Wir haben uns sechs aktuelle Beispiele aus der DACH-Region angeschaut und stellen sie hier vor. 

1. Mit der Coburger Bevölkerung zum Green Deal 2030

Im bayerischen Coburg hat man sich auf den Weg gemacht, bis 2023 den Green Deal Coburg 2030 zu erarbeiten. Die Nachhaltigkeitsstrategie für die ganze Stadt soll in einer breit angelegten Bürger:innenbeteiligung im Bottom-Up-Prozess entstehen. Das Motto lautet #generationcoburg2030 und zeigt schon im Titel auf, wer die Hauptzielgruppe ist: Die jungen Leute, diejenigen, die die Klimaauswirkungen in ihrem Leben deutlich zu spüren bekommen. Die Ideen der Kinder, Schüler:innen, Studierendenund jungen Arbeitnehmer*innen interessiert die Stadt deswegen ganz besonders. Natürlich richtet sich die Beteiligung für die Erarbeitung des Green Deal auch an die älteren Bürger:innen und bezieht zudem ein divers aufgestelltes Netz von Akteuren, Aktivist:innen und Expert:innen mit ein. Auch Coburg setzt auf die Kombination von Online- und Offline-Beteiligung und kündigt an, dass der Green Deal natürlich nicht nur im Internet entwickelt wird, sondern dass viele Treffen und Veranstaltungen geplant sind, mit Fachleute, Bürger*innen und Mitarbeitenden der Verwaltung. Sie alle arbeiten in gemischten Runden an der Frage, wie die Stadt gemeinsam nachhaltiger gestaltet werden kann. 

Hier geht es zur Coburger Beteiligungsplattform.

2. Bürger:innen in smarte, nachhaltige Tourismusgestaltung einbeziehen

Beteiligungsprozesse gestalten: Verband Region Rhein-Neckar. Erklärplakat von Sandra Schulze.

Mit einer Tourismusförderung vom Bundesinneministerium für die Metropolregion (iHv. 17 Mio. Euro) startet der Verband Rhein-Neckar in eine neue Ära des “smarten, nachhaltigen Tourismus”. Damit zählt die Region zu einem “Modellprojekt Smart Cities” und soll den Tourismus und Freizeitangebote wiederbeleben, aber auch den Kulturschaffenden wieder auf die Beine helfen. Um unterstützende Impulse auch aus der Bevölkerung zu erhalten, nutzt die Region die Instrumente der Online-Beteiligung. Bürger:innen sind eingeladen, die Zukunft des Tourismus in der Region mitzugestalten. Thematisch breit gefasst geht es dabei bspw. um Overtourism oder aber die Wiederbelebung bestimmter Regionen, um umweltverträgliche Veranstaltungskonzepte und vieles mehr. Begonnen wird die Partizipation mit niedrigschwelligen Umfragen. Die geplanten Beteiligungsformate reichen von Veranstaltungen (offline) zu Online-Abstimmungen. Schlussendlich soll die Strategie „Smarter, nachhaltiger Tourismus“ stehen, der allen zugutekommen soll; den Tourist:innen, der Wirtschaft – z.B. Gastronomie und Hotellerie, aber auch den Bürgern und Bürgerinnen.

Die Beteiligungsplattform für die smarte und nachhaltige Metropolregion Region Rhein-Neckar.

3. Die Wiener:innen sind Teil des Wiener Klimateams

Die Stadt Wien hat gerade damit begonnen, Bürger:innen per Online-Beteiligungsplattform fürs “Wiener Klima” zu beteiligen.

Ab sofort können in drei Bezirken der österreichischen Hauptstadt Ideen eingereicht werden, mit denen die Klimakrise bekämpft werden kann. Erfolgreiche Projektideen werden dann zusammen mit der Stadt umgesetzt. Bedingungen sind neben der positiven Klimabildung und dem Einklang mit den Zielen der Stadt z.B., dass die Vorschläge innerhalb zwei Jahre realisierbar sind, dass sie zur Gemeinschaftsbildung beitragen und soziale Gerechtigkeit fördern.  


Das Wiener Klimateam ist selbstverständlich nicht das erste Klimaprojekt der Hauptstadt. Wien gilt als Vorreiterin – dort gab es schon 2012 das 365-Euro-Jahresticket für den Öffentlichen Nahverkehr. Seit letztem Jahr ist daraus das nationale KlimaTicket Ö erwachsen, eine preiswerte Jahreskarte für alle öffentlichen Verkehrsmittel in ganz Österreich, die auch Schlagzeilen über die Landesgrenzen hinaus gemacht hat. Beteiligen kann man sich hier ganz klar über den Ticketkauf. In Wien tut sich einiges: Weitere nennenswerte Beteiligungsprojekte sind der Klimarat und die die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen in die Gestaltung von Stadträumen in der Grätzloase.

4. Ein Klimawandelanpassungskonzept für Linz mit Online- und Offlinebeteiligung

Für die Stadt Linz ist klar, dass alle Menschen im Stadtgebiet mit den lokalen Auswirkungen des Klimawandels konfrontiert sind. Deswegen werden neben Expert:innen und lokalen Stakeholder:innen auch die Bürgerinnen und Bürger von Linz involviert in der Erarbeitung des Klimawandelanpassungskonzept. Für die Bürger:innen sind Workshops vorgesehen. Eine repräsentative Gruppe von 3.000 Linzer:innen wurde vorab ausgewählt und erhielt ein persönliches Informationsschreiben mit der Möglichkeit, sich für eine Teilnahme am Workshop anzumelden. Im Workshop werden zentrale Fragestellungen zu den Auswirkungen des Klimawandels diskutiert und bearbeitet. Allen anderen Linzer:innen, die sich in das Klimawandelanpassungskonzept für Linz einbringen möchten, wird die Möglichkeit gegeben, sich auf der Online-Plattform Innovationshauptplatz zu beteiligen.  Nach einer Auswertung aller Bereiche wird die Stadt Linz ihr Klimawandelanpassungskonzept im 4. Quartal 2022 präsentieren.

Die Linzer Beteiligungsplattform „Innovationshauptplatz“.

Mit Kunst die Klimamaßnahmen verständlich machen

„Closing the climate action gap – des hab I goa ned gwusst!“ Ergänzend zu den konzeptionellen Beteiligungsmaßnahmen läuft in der Stadt Linz ein Bewusstseinsbildungsprojekt in Form eines Filmkunstprojekts. Im Klima Erlebnisraum laufen 5 Kurzfilme aus Linz, die mehr Mut beim Klimaschutz im Alltag machen sollen. Die Themenbereiche umfassen 1. Mobilität, 2. Wohnen, Bauen und Energie, 3. Ernährung, 4. Konsum und 5. Klima-Aktivismus und Projekte.

Mit Citizenlab das Klima schützen – auch außerhalb der DACH-Region

Unter dem Motto #jesuisEUcolo startete eine Bürger:innenkonsultation, die von der Vereinigung der Innovationsräte im Rahmen der französischen EU-Ratspräsidentschaft im ersten Halbjahr 2022 organisiert wird. Sie ermöglicht es den Bürgerinnen und Bürgern, sich an der Festlegung der künftigen Leitlinien und Prioritäten des Programms Horizont Europa für den ökologischen Wandel zu beteiligen. Es geht darum, ein nachhaltiges, innovatives und lokales Europa zu schaffen. Die Bürger:innen-Beiträge wurden im April 2022 den Präsidenten der Europäischen Kommission, des Europäischen Parlaments, des Rates der Europäischen Union und der französischen EU-Ratspräsidentschaft vorgelegt. Nun werden Prioritäten erarbeitet, die die Grundlage für die Zuweisung eines Forschungs- und Innovationsbudgets rund 96 Milliarden Euro bilden.  

So empfängt das Beteiligungsprojekt #jesuisEUcolo interessierte Bürger:innen auf seiner Plattform.

Fazit

Die Auswirkungen der Klimakrise aufzuhalten und die Menschen überall auf der Welt mit ins Boot zu holen ist eine Mammutaufgabe der Politik. Gemeinsam lässt es sich leichter lernen, welche Veränderungen und Lösungen im Alltag nötig werden, damit sich Städte und Kommunen an den Klimawandel anpassen und sich Klimafolgen auf Gesundheit, Ernährung, Wirtschaft usw. eindämmen lassen. Krisen meistert man am besten zusammen. Bürger:innen in alle Etappen der Klimapolitikgestaltung zu involvieren wird Kommunalverwaltungen helfen, dass Maßnahmen zum Schutz der Umwelt von allen Bürger:innen verstanden und Entscheidungen viel eher mitgetragen werden. 

Fangen auch Sie an und nutzen digitale Bürger:innenbeteiligung. Schaffen Sie mit Ihrer Bevölkerung die Lösungen für die Zukunft Ihrer Kommune. 

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