Dieses Jahr war ein Jahr der Extreme. Extreme Wetterbedingungen haben überall auf der Welt großen Schaden angerichtet, als Städte und Gemeinden von Naturkatastrophen heimgesucht wurden. In Deutschland und Österreich sind ganze Landstriche zu Krisenregionen geworden.

Bisher nie dagewesene Hitzewellen in Ländern wie Kanada und Finnland, Tornados in Tschechien, Brände, die Teile u.a. Sibiriens, der USA, Türkei und Griechenlands verwüsteten, und Überschwemmungen. Sintfluthafte Hochwasser spülten ganze Straßenzüge in Belgien, Deutschland und China davon. Die Bilder all dieser Naturkatastrophen zeigen die Auswirkungen der Klimakrise anschaulich. Obwohl Wissenschaftler:innen seit Jahrzehnten vor dem Klimawandel warnen, sind viele überrascht, wie schnell und intensiv sich diese Auswirkungen verstärken. Müssen wir extreme Wetterereignisse als die „neue Normalität“ akzeptieren? Und wenn ja, was können Gemeinden tun, um sich besser darauf vorzubereiten?

Lösungen für das Klima gemeinsam gestalten

Zwar wird auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene schon seit Jahren über den Klimawandel diskutiert, doch bis Entscheidungen und Lösungen in den Gemeinden ankommen, sind sie oft verwirrend und bekommen nicht die nötige Unterstützung. Um die kollektive Intelligenz unserer Gemeinden zu nutzen und Lösungen gemeinsam zu entwickeln, sollten Kommunalverwaltungen ihre Gemeindemitglieder frühzeitig in die Gespräche über den Klimawandel einbeziehen. Die Identifizierung lokaler Probleme und die gemeinsame Erarbeitung von Lösungen sind der richtige Weg. Auch, wenn es wie in den von der Flutkatastrophe betroffenen Gebieten für Prävention zu spät ist, können die Bürger:innen genauso gut mit einbezogen werden, wenn es z.B. um Maßnahmen für Wiederaufbau oder Änderungen des Krisenmanagement geht. Auf der CitizenLab-Plattform lassen sich diese Zusammenkünfte und diese Zusammenarbeit digital organisieren. Es gibt sogar die Funktion, einen Aufruf für Freiwillige zu starten.

Die Stadtverwaltung des schottischen Stirling hat früh damit begonnen, die Bevölkerung in ihre Klima-und-Natur-Notfallplanung engage the community einzubeziehen. Statt den Bürger:innen lange Leitfäden auszuhändigen, arbeitete man mit ihnen zusammen um die nächsten Schritte in der Planung zu identifizieren..

Die Einbindung der Öffentlichkeit ist ein hervorragendes Mittel für Kommunalverwaltungen, die Meinung der Einwohner:innen zu erfahren und politische Prioritäten zu ermitteln. In der Bekämpfung der Klimakrise ist das nicht anders. Indem sie die Intelligenz des Kollektivs anzapfen, können Kommunalverwaltungen eine Fundgrube guter Ideen aufdecken. Dies führt nicht nur zu einer besseren und genaueren, sondern auch zu einer demokratischeren Entscheidungsfindung. Das hat sich auch die Stadt Linz gedacht, die die CitizenLab Plattform z.B. dazu nutzte, ihre Bürger:innen nach Ideen für den Klimaplan zu fragen.

Ein weiteres sehr gutes Beispiel ist Grand Paris Sud – ein Gemeindeverband südlich von Paris. Der Gemeinderat startete ein öffentliches Beteiligungsprojekt, um einen Klimaplan zu erstellen, mehr Radnutzung anzuregen und Nachhaltigkeitsprojekte zu fördern.

Beim Klimawandel über den Tellerrand hinaus denken

Die Projekte zur Bekämpfung der Klimakrise, die Städte mit CitizenLab zusammen auf den Weg gebracht haben, sind wahnsinnig inspirierend.  Begonnen mit einem kommunalen Gemüsegarten in Amstelveen bis hin zur Aufstellung von Solarzellen in Nieuwkoop – die Städte können auf vieles stolz sein. Nicht minder beeindruckend sind auch von Bürger:innen selbst initiierte Projekte, die gesellschaftliche Veränderungen zugunsten des Klimas beschleunigen wollen. Unter dem Schlagwort ‘Klimawandel von unten’ finden sich etliche Initiativen, wie bspw. den Berliner „Volksentscheid Fahrrad“, mit dem Menschen per direkter Demokratie mitbestimmen, wie öffentlicher Raum genutzt und verwaltet wird. Dass noch einiges mehr geschehen müsste, um die Auswirkungen der Erderwärmung einzudämmen, zeigt der aktuellste Bericht des Intergovernmental Panel on Climate Change (kurz IPCC, zu deutsch: Zwischenstaatlicher Ausschuss für Klimaänderungen). In Anbetracht der jüngsten Naturkatastrophen wird weltweit mit verschiedenen neuen Projekttypen experimentiert, darunter:

  • Neubepflanzungsprojekte –  dazu zählen Projekte wie die Dachlandwirtschaft in New York City, städtische Wälder in Medellin und die Anpflanzung von Großbäumen in Riad..
  • Klimaintelligente Lösungen, um Städte nachhaltiger und widerstandsfähiger zu machen. Ein Vorhaben findet sich im saudi-arabischen Neom, wo eine „klimafreundliche, intelligente Stadt ohne Autos, Straßen oder CO2-Emissionen” entstehen soll, “in der alle Bewohner die notwendigen Einrichtungen innerhalb von 5 Minuten zu Fuß erreichen können“.
  • Schwammstadtdesign (Sponge City Design) sorgt dafür, dass „Wasser an Ort und Stelle gehalten wird, um bei Bedarf abgerufen zu werden“. In Sydney wird verschmutztes Regenwasser aufbereitet und in privaten und gewerblichen Geräten wie Waschmaschinen und Toiletten verwendet. In Rotterdam wurde durch ein besonders kreatives Schwammdesignsystem ein Außenbereich geschaffen, der die Stadt vor Überschwemmungen schützt, aber an trockenen Tagen auch als Skatepark, Aufführungsort, Sportplatz und Park für gesellige Treffen dient. Und auch in Nürnberg soll die Technik stärker zum Einsatz kommen, um die Stadt und die Bürger:innen besser vor Hochwasser zu schützen.

Es ist möglich, unsere Städte nachhaltiger, lebenswerter und umweltfreundlicher zu gestalten – oder, wagen wir es zu sagen, sogar umweltschonender. Der Prozess, dies zu tun, kann ermutigend sein!  

Rooftop garden
Dachgarten

Eine digitale Drehscheibe für eine klare Klimapolitik

Viele Kommunalverwaltungen zögern, ihre Gemeinden einzubeziehen, weil sie befürchten, dass die Erwartungen zu hoch sind oder dass sie nicht alle Anforderungen erfüllen können. Aber Projekte, wie das von Youth4Climate zeigen, dass eine digitale Plattform zur Einbindung von Gemeinden den Prozess viel effizienter gestalten kann. Als sich die Youth for Climate-Bewegung bei jungen Menschen auf der ganzen Welt verbreitete, gingen sie auf die Straße, um schnelle und wirksame Klimaschutzmaßnahmen zu fordern. Die Organisator:innen der belgischen Sektion von Youth for Climate brauchten einen Weg, um die Energie und die Ideen von Tausenden von Demonstrant:innen zu kanalisieren. Durch die Einrichtung einer Online-Plattform, auf der Menschen ihre Ideen und Initiativen mitteilen konnten, gelang es ihnen, 1.700 Ideen und 2.600 Kommentare zu sammeln. Darüber hinaus stimmten sie über 32.000 Mal für die Initiativen, die sie unterstützen wollten. Klingt überwältigend? Ist es nicht! 

Durch den Einsatz einer von CitizenLab betriebenen Plattform konnte das Organisationsteam alle Eingaben einfach und schnell in klare Kategorien unterteilen. Am Ende wurde eine Liste mit den 15 wichtigsten Prioritäten der Bewegung erstellt. Diese Prioritäten wurden erneut zur Abstimmung gestellt, so dass die Öffentlichkeit die Themen auswählen konnte, die ihrer Meinung nach zuerst angegangen werden sollten.

Das Engagement der Gemeinschaft im Kampf gegen den Klimawandel

Der Klimawandel ist da und wir alle sind gefragt, unseren Teil dazu beizutragen, die schädlichen Auswirkungen auf unsere Gemeinden zu verringern und Katastrophen, wie wir sie im Sommer 2021 auch in Deutschland und Österreich gesehen haben, abzuwenden. Wenn mehr Kommunalverwaltungen mit ihren Gemeinden zusammenarbeiten, haben wir eine viel bessere Chance, gemeinsam eine grünere Zukunft zu gestalten.


Neugierig noch mehr zu erfahren? Hier sind zwei Beispiele, wie die CitizenLab-Plattform zur Bekämpfung des Klimawandels eingesetzt wurde: