Kurz vorm Handelsblatt GovTech-Gipfels 2023 beschäftigten wir uns wieder mit der Frage “Wie läuft es mit der digitalen Transformation in den Kommunalverwaltungen?”. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf den aktuellen Stand in Deutschland und erläutern, wie digitale Lösungen nicht nur die Effizienz und Effektivität von Verwaltungsprozessen steigern, sondern auch die Bürger*innenbeteiligung fördern und somit zu einer stärkeren Demokratie beitragen können.
Wie läuft es mit der digitalen Transformation in den Kommunalverwaltungen?
Beginnen wir diesen Text mit einer Geschichte. Vor wenigen Wochen teilte ein Top-Diplomat und ehemaliger Chef der Münchner Sicherheitskonferenz folgenden Tweet:
Wer hilft? Mein Personalausweis muss dringend verlängert werden. Online gibts natürlich nirgends Termine, in ganz Berlin. Was tun? Einfach z (sic) Bezirksamt hingehen und Stunden vertrödeln? Oder? Wer weiß Rat? Ist dieser Tweet, der es in die Presse schaffte, sinnbildlich für die Situation des digitalen Status Quo in deutschen Verwaltungen?
So leicht ist die Antwort nicht. Das spiegelte sich auch in den Twitter-Antworten. Eine Userin schrieb: Umziehen. In #Freiburg funktioniert es einwandfrei, schnell, unkompliziert. Gerade persönlich getestet für Führerschein, Personalausweis und Reisepass!!
Ein anderer: Einfach hin gehen. Bürgeramt Heerstraße. Die Mitarbeiter dort sind wirklich klasse und helfen schnell!
Die vielfältigen Ratschläge zeigen das ganze Dilemma. Digitaler Bürger*innenservice kann vorbildlich funktionieren – oder gar nicht klappen. Digitale Verwaltung und Digitalisierung dürfen aber keine Glückssache sein.
Es gibt noch immer große Lücken in der digitalen Infrastruktur oder auch der digitalen Bildung. Aus dem Grund ist es notwendig, Unterstützung von Unternehmen mit GovTech-Lösungen einzubinden – allerdings müssen hierfür die Beschaffungsprozesse vereinfacht und automatisiert werden.
Jana Janze, Managing Director von GovMarket
Smart City Vorreiter
Unser Standpunkt bei CitizenLab zur Verwaltungsmodernisierung ist klar: Wir sehen bei unseren Kund*innen, wie z.B. dem Landkreis Gießen, in Wetzlar und der digitalen Stadt Taunusstein, dass die Digitale Verwaltung gut vorankommt – auch dank Partizipation. Hessen ist unter den Bundesländern der BRD ein wahrer Digitalisierungsvorreiter. In Österreich ist man mit den Themen Smart City und Open Government Data (OGD) sogar noch etwas weiter voraus und lässt die Bürger*innen selbst mitbestimmen, welche Daten sie brauchen: https://mitgestalten.wien.gv.at/de-DE/projects/ogd-ideensammlung-1. Unsere CitizenLab-Community hält noch etliche andere erfolgreiche Smart City Beispiele bereit.
Digitalisierung ist schaffbar
Die gute Nachricht ist: Erfolgreiche Digitalstrategien sind auf andere Kommunen übertragbar! Zwar nicht 1 zu 1 – Verwaltungen müssen ihre individuellen Anforderungen und konkrete Lösungen schon selbst definieren. Aber sie müssen das nicht alleine tun, es gibt etliche gute -auch internationale- Beispiele, von denen sich viel abgucken und lernen lassen kann.
Deutschland braucht den Mut, neue Schritte zu gehen und Dinge auszuprobieren. Dazu gehört eine Lernkultur: Fehler zu machen – zumindest einmal – muss zugelassen werden.
Jana Janze, Managing Director von GovMarket
Auch wir von CitizenLab stehen mit unserer Partizipationsexpertise zur Seite. Wir unterstützen Kommunalverwaltungen bspw. dabei, eine Beteiligungskultur zu etablieren – etwa indem Bürgerinnen und Bürger von Anfang an aktiv und nachhaltig beteiligt werden (in den Niederlanden gibt es sogar ein eigenes Gesetz zur Einbindung für Bürgerbeteiligung).
Austausch unter Kommunen im CitizenLab-Netzwerk
Lösungsansätze für die komplexen Herausforderungen der digitalen Transformation in Behörden kommen auch durch interkommunalen (Erfahrungs-)Austausch zustande. Wir haben deswegen ein CitizenLab-Netzwerk geschaffen, das die leichte Vernetzung mit anderen Kommunen ermöglicht. Hilfe zur Selbsthilfe, das trägt auch zur Entwicklung resilienter smarter Kommunen bei.
Die gut 400 Kommunalverwaltungen, mit denen CitizenLab zusammenarbeitet, haben kreative, inspirierende und nachhaltige Partizipationsangebote zu den vielfältigsten Beteiligungsthemen in Gang gesetzt. Und konnten dabei eine 12-fache Steigerung der Beteiligung ihrer Einwohner*innen feststellen. Sie alle haben irgendwann angefangen.
Online-Beteiligung und Digitalisierung
Viel zu oft wird das Thema Online-Beteiligung vernachlässigt, wenn die Schlagwörter OZG und Digitalisierung fallen. Aber Kommunalverwaltungen sind Dienstleister für die Menschen – die Bürger*innen sollten von vornherein Teil der Digitalisierungsprozesse sein. Außerdem sollte klar sein, dass die Beteiligung neben der Mitbestimmung auch die digitale Teilhabe und Kompetenzbildung fördert. Vor allem bedeutet eine starke Beteiligung auch starkes Vertrauen – ein wichtiger Grundpfeiler für Veränderungsprozesse.
Lt. D21Index glaubt aktuell rund die Hälfte der deutschen Bürger*innen, persönlich von der Digitalisierung zu profitieren. Das heißt aber auch, die andere Hälfte erkennt den Nutzen noch nicht, oder sieht das anders. Diese große Spaltung zu überwinden (hinsichtlich digitaler Angebundenheit auf Generationen-, Bildungs-, Stadt- und Landebene etc.) ist auch Aufgabe der Politik.

Mit Beteiligung Lösungen finden und Werte schaffen
Oft argumentieren Kommunen mit fehlenden Ressourcen, wenn es um Digitalisierung oder Beteiligung geht. Und es stimmt, der Fachkräftemangel trifft die Verwaltung hart. Der Tagesspiegel berichtete jüngst von der niedersächsischen Landeshauptstadt, die dieser Realität mit einem Personal-Masterplan begegnet. Die Stadt Hannover hat den Einstellungsprozess komplett überarbeitet mit dem Ziel, die Stellenausschreibung und -besetzung deutlich zu beschleunigen. Maximal 48 Tage soll es in Zukunft dauern, bis ein Angestelltenverhältnis mit der Behörde zustande kommt.
Mehr Effizienz erfahren Verwaltungen auch mit digitaler Bürger*innenbeteiligung. Wie schnell sich Beteiligung lohnt, lässt sich mit dem ROI-Rechner (für Return on Investment) ermitteln.
Fehlerkultur stärken
Innovationen und nachhaltige Digitallösungen entstehen nicht auf dem Reißbrett, sondern im Versuchen und Verbessern. CitizenLab begleitet Kommunalverwaltungen durch Test- und Feedbackphasen.
Digitale Verwaltung braucht Vertrauen und Verständnis
Von einem flächendeckend digitalen behördlichen Alltag kann weder in Deutschland noch Österreich die Rede sein. Und das muss sich schnell ändern. Bisher gibt es nur punktuell vorbildliche Beispiele und Vorreiter, die zeigen, dass das Leben der Bürger*innen durch unkomplizierte und schnelle Digitalleistungen leichter gemacht werden kann. Die Novellierung des Onlinezugangsgesetzes wird hoffentlich weitere Transformationsprozesse anstoßen. Für eine digitale Kultur in Ihrer Kommune können Sie aber schon heute viel tun!
Fühlen Sie sich gerüstet für den digitalen Wandel? Vereinbaren Sie ein Gespräch mit uns, wir zeigen Ihnen die vielen Möglichkeiten für Ihre Verwaltung!